Samstag, 21. Januar 2017

Gedanken zu Madames 6. Geburtstag

Mein liebes grosses Mädchen!
Diesen Monat wirst Du 6 Jahre jung! Der richtige Zeitpunkt, um ein paar Gedanken dazu niederzuschreiben.
Du bist meine Erstgeborene, mein absolutes Wunschkind. Mein ganzes Leben lang habe ich mir viele Kinder gewünscht, da ich mir als Einzelkind immer Geschwister gewünscht habe, und die Huxtable- Familie war immer mein Vorbild (wie die das mit 5 Kindern gewuppt haben, ist mir heute allerdings ein Rätsel).
Du warst ein zuckersüßes, propperes Baby. Und du hast dich zu einer schlauen, charmanten, hübschen, sportlichen, willensstarken und liebenswürdigen 6 Jährigen entwickelt.
Jedoch muss ich zugeben, das Leben mit dir hätte kaum eine grössere Lebensumstellung bedeuten können. Der Schlafmangel hat mich umgehauen (ich dachte immer, Babies schlafen viel. Das stimmt zwar, aber dass das ganz viele Schläfchen mit vielen Pausen über 24h verteilt sein können, war mir neu). Viele Erkältungen meinerseits während deines ersten Lebensjahres haben mich geschwächt, das Stillen hat körperlich viel Kraft gekostet. Und meine Vorstellungen vom Leben mit Kind waren eher dem Fernsehen und der Werbung geschuldet als der Realität. Dein Vater war und ist da auch bis heute ziemlich unbedarft. Wir waren die ersten im Verwandten- und im Freundeskreis, die ein Baby bekamen. (Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich die Geschichten von befreundeten, frischgebackenen Eltern geglaubt hätte, hätte es welche gegeben). Dazu haben deine Omas auch ihre Vorstellung vom Leben mit dem geliebten ersten Enkelkind gehabt, und wollten dich natürlich ständig sehen und beknutschen bzw. mir mit Tips helfen, die nicht immer Tips waren.
Ich musste mich also gehörig an diese Mutterrolle gewöhnen.
Allerdings sage ich auch immer, die ersten beiden Jahre mit dir waren wunderschön. Doch dann kam die Trotzphase, und noch eine Phase, und noch eine, und irgendwie ist ständig eine Phase - will heißen: ich bin in meiner Mutterrolle ständig mit neuen Gefühlslagen oder Entwicklungsschüben konfrontiert. Du bist die Erstgeborene. Mit dir erlebe ich also ständig neue erste Male, in die ich mich auch erst einfinden muss. Oder wie ich immer scherzhaft sage: "Du bist unser Versuchskaninchen." (Erziehungsfragen meine ich damit).
Allerdings empfinde ich unser gemeinsames Leben seit einiger Zeit als psychisch extrem anstrengend und erschöpfend. Neulich habe ich nochmal den blogpost vom März letzten Jahres gelesen, dieses "neinichwillnichtichmagnichtichhabkeinelustneinneinnein". Das hält leider bis heute an. Und macht das Leben zu einem (Macht)Kampf. Diese Ablehnung legt mittlerweile sehr schnell den Wutschalter in mir um, und macht mich zu der Mama, die ich nienienienie im Leben sein wollte. Ich werde ein fürchterliches Wutmonster. Ich brülle und tobe und wüte. In meiner Ratlosigkeit und Hilflosigkeit. Leider habe ich bis heute keine Ahnung, keine Ursache und keine Lösung für diesen Machtkampf gefunden. Aber ich suche ständig danach. Damit du letztlich wieder mehr Respekt vor mir haben kannst (und ich auch vor mir) und in mir mehr die liebende, verständnisvolle, fürsorgliche Mama sehen und erleben kannst, die du verdient hast.
Im Moment gehen in der blogwelt einige Artikel über motzende Mamas umher (bei runzelfüsschen oder bei große köpfe).
Bei "gewünschtestes wunschkind" ist heute dazu wieder ein Artikel erschienen, der mir auch hilft, unseren Machtkampf etwas besser zu verstehen. Ich werde versuchen, einige meines Erachtens zutreffende Punkte  zu beherzigen (öfters ja sagen, mehr Geduld haben, mehr Zeit einplanen). Und ich habe mir wieder ein lachendes Smiley auf die Hand gemalt. Lachen schadet ja nie.
Und so schlimm all diese Erfahrung mit dem Wutmonster in mir ist, so gibt es auch immer zwei Seiten der Medaille, also auch die positive:
- ich habe früher oft auf meine Mama geschimpft, was sie alles falsch gemacht hat in meiner Erziehung. Das hat jahrelang die Beziehung zu meiner Mutter verkrampft. Mittlerweile weiß ich, daß auch sie ihr Bestes versucht und gegeben hat. Das entspannt zumindest diese Mutter- Tochter- Beziehung. Ich gebe auch mein Bestes. Tag für Tag. Auch wenn sich mein Bestes an manchen Tagen eher erbärmlich anfühlt.
-  Bedingungslose Liebe. Die zeigst Du mir, wenn Du mir am Ende eines schlimmen Tages trotzdem ganz selbstverständlich ein Gute- Nacht- Bussi gibst und mich umarmst. Und ich jeden Tag neu versuche, die liebende, verständnisvolle und fürsorgliche Mama zu sein.
Meine liebe grosse Maus, ich wünsche dir alles Glück dieser Erde, ich hab dich ganz doll lieb!

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